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Beitrag vom 13.02.2009
Alev Lenz - Storytelling piano playing Fräulein
Silvy Pommerenke
Dass es immer wieder neue Stimmen im Musikbusiness zu entdecken gibt, erstaunt einerseits, aber es erfreut das audiophile Gehör andererseits. Alev Lenz gehört zu den Neuentdeckungen...
... des noch jungen Jahres, lassen Sie sich das bloß nicht entgehen!
Sphärisch klingen die Songs von der deutsch-türkischen Singer-Songwriterin Alev Lenz, die mittlerweile ihre Zelte in New York aufgeschlagen hat. Ihr Debutalbum "Storytelling piano playing Fräulein" behandelt den fiktiven Diskurs zwischen einer Sängerin und einem Piano. Somit sind hier autobiographische Elemente unvermeidbar, und die HörerIn partizipiert an einer sehr intimen Gesprächssituation, die aber keineswegs ungewollt scheint, sondern die Musikerin nimmt das Publikum gerne mit auf die Reise zu den innersten Geheimnissen. Obgleich ihr türkischer Name in der deutschen Übersetzung "Flamme" bedeutet, so klingt die Musik von Alev Lenz nicht nach einer Feuersbrunst sondern nach einem heimeligen Kaminfeuer oder besser noch nach beruhigendem Lagerfeuer, bei dem man versonnen in die aufstiebenden Funken schaut und das sichere Gefühl hat, dass alles gut wirkt. Eine leichte Melancholie durchzieht die Songs von Alev Lenz, aber nicht so, dass man davon depressiv wird, sondern dass man sich dem wohligen Joy & Pain hingibt, um sich hinterher irgendwie gereinigt zu fühlen.
Die 26-Jährige, die in München aufwuchs, fing schon sehr früh mit dem Klavierspielen an und suchte nach expressiven Ausdrucksformen, um sich frei zu entfalten. Anfangs fand sie dies in der Hard-Rock-Scene, und sie veröffentlichte zwei Alben mit ihrer Hard-Rock-Band, doch mittlerweile ist davon nichts mehr zu hören. Die traumhaft schönen Songs haben überhaupt nichts mehr mit Rockmusik zu tun, erst recht nicht mit Hardrock, sondern sie werden von jeder Menge Streichinstrumente begleitet, und auch Don Philippe hat seine Hände bei der Produktion mit Spiel, der bereits mit Laura Lopez Castro spanisch-schwermütige Alben mit melancholischem Gitarrenspiel aufnahm und vorher für den "Freundeskreis" um Max Herre als Produzent tätig war. Einen größeren Musikgaranten hätte Alev Lenz sich nicht an Bord holen können, und ihr Debutalbum klingt gerade so, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Und das, obwohl sie sich erst über MySpace einen Namen machte, bevor sie ein Majordeal bekam. Da kann man sich nur wünschen, dass sich die musikalische Karriere für Alev Lenz weiterhin so erfolgreich entwickeln wird.
Alev Lenz im Netz: www.alevlenz.com und auf MySpace
Weiterhören: Vienna Teng und Maria Mena
AVIVA-Tipp: Alev Lenz hat mit ihrem Debutalbum einen wunderschönen Ausdruck gefunden, anspruchsvolle und zeitlose Popmusik auf CD zu bannen. Zwölf Songs, einer betörender als der andere, verhelfen der geneigten HörerIn zu einer sentimentalen, intensiven und entspannten Stimmung, wodurch sie sich irgendwie besser fühlt. "Storytelling piano playing Fräulein" hat etwas von einem reinigenden Bad, einer intensiven Yogastunde oder einem innigen Gespräch mit einer FreundIn. Einfach nur schön und viel zu selten da!
Alev Lenz
Storytelling piano playing Fräulein
Label: grooveattack, VÖ Februar 2009